Alentejo Blue by Ali Monica

Alentejo Blue by Ali Monica

Autor:Ali, Monica [Ali, Monica]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-426-41655-6
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2014-09-21T04:00:00+00:00


Sie weinte nur, weil sie wütend war. Mãe und Francisco, warum konnten sie sich nicht für sie freuen? Warum? War es wirklich zu viel verlangt?

Sie schaute sich in ihrem Zimmer um und dachte, dass es jammerschade wäre, es zu verlassen, jetzt, da sie es endlich hübsch gestaltet hatte, die alten dunklen Möbel, das quietschende Eisenbett rausgeworfen und es modern und schick eingerichtet hatte.

In London hätte sie allerdings ihren eigenen Fernseher. Ihr Zimmer wäre modern, vielleicht mit eingebauten Schränken. Sie hätte ein eigenes Bad. Sie fragte sich, ob alle Familienmitglieder ein eigenes Bad hatten.

Wenn sie es mãe gesagt hätte, ginge es ihr besser. Sie musste es erzählen, es rauslassen und hinter sich bringen. Sie klammerte sich ans Kopfkissen und stellte sich die Szene vor. Mãe schrie Santa Maria und fiel in Ohnmacht. Mãe schlug sie ins Gesicht und zischte, wie kann man nur so undankbar sein? Mãe wandte sich um und taumelte zur Tür, ihr Arm krachte gegen die Kommode und riss die Gläser zu Boden.

Das taten sie in den Seifenopern. Unerwartete Neuigkeiten machten sie sowohl verrückt wie auch tollpatschig.

Aber mãe war kein Fernsehstar. Sie wüsste nicht, wie sie schauspielern sollte.

Teresa drehte sich um und schaute empor zum Bambus an der Decke. An einem Faden hing eine Spinne. Ständig fielen Insekten heraus, aber mãe erlaubte nicht, dass sie den Bambus entfernte. Der Himmel wusste, warum.

Was sah mãe jetzt? Schicksal der drei Frauen oder Familienbande, dachte Teresa. Oder vielleicht lief auch schon die nächste. Sie würde sich nicht rühren, bis sie vorbei wären, dann würde sie seufzen und den Kopf schütteln, als wäre sie Gott sei Dank wieder frei. Aber vielleicht, zuinnerst, fand sie Gefallen daran. Vielleicht fieberte sie mit und schwelgte in der Leidenschaft und der Macht und dem Geld, in allem, was sie nicht hatte. Schwer vorstellbar. Wahrscheinlicher war es, dass sie sie als tröstlich empfand, weil sie sie verachten konnte, alle diese Menschen ohne Selbstbeherrschung.

Teresa drehte sich im Kreis und wusste, dass sie zu keinem Schluss gelangen würde. Mãe war ein Rätsel; so einfach und doch so schwer zu verstehen.

Sie verbrachte die Abende damit, dabei zuzusehen, wie Leute redeten, tat aber so, als wäre Reden Zeitverschwendung. Hin und wieder erzählte sie etwas, eine Geschichte über ihren Großvater, wie er von Bienen gestochen wurde, oder über Senhora Carmonas wildes Leben; sie faltete die Geschichten auseinander und lüftete sie, wie Wäsche aus dem Schrank, und dann räumte sie sie wieder weg. Ansonsten behandelte sie Worte wie Geld, und Geld war immer knapp.



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